Schlangen, die eine Unterordnung der Schuppenkriechtiere bilden, stammen von echsenartigen Vorfahren ab. Mit Ausnahme der Arktis, Antarktis, Permafrostgebieten und einigen Inseln sind sie weltweit in allen Lebensräumen anzutreffen.

In Südtirol leben drei Giftschlangenarten (Viperidae): Kreuzotter, Aspisviper und Hornotter. Die Hänge südlich von Bozen sind das einzige Gebiet in ganz Europa, wo sich die Lebensräume dieser drei Giftschlangen überlappen. Weiters gibt es in unserem Land fünf Natternarten (Colubridae): Äskulapnatter, Karbonarnatter, Schlingnatter, Würfelnatter und Ringelnatter.

Die Familie der giftigen Vipern (Ottern) ist von den ungiftigen Nattern an den Augenpupillen und an den Kopfschuppen, sowie der Kopfform leicht unterscheidbar.

Für Schlangen ist ihre lange, gestreckte Gestalt typisch. Der Schlangenkörper ist mit einer verhornten Schuppenhaut bedeckt. Das Skelett der Schlange besteht neben dem Schädel aus Rippen und bis zu 400 Wirbeln. Die Augen werden von einer durchsichtigen Schuppe überzogen. Das Herz besteht aus zwei Vorkammern und einer unvollständig geteilten Kammer. Sie sind Lungenatmer. Der wichtigste Sinn der Schlangen ist der Geruchssinn. Wichtiger als die Nase ist das so genannte ?Jakobson?sche Organ?, das als Sinnesgrube am Gaumendach sitzt. Beim Züngeln mit der tief gespaltenen, zweizipfeligen Zunge nehmen die Tiere Geruchsstoffe aus der Luft auf und führen sie beim Zurückziehen in das Geruchsorgan. Schlangen riechen folglich vornehmlich mit ihrer Zunge.

Schlangen wachsen auch nach erreichter Geschlechtsreife ein Leben lang weiter, wobei der Hauptpanzer nicht mit wächst und deshalb regelmäßig gewechselt werden muss. Diesen Vorgang nennt man Häutung. Die alte Haut, auch ?Natternhemd? genannt, bleibt bei der Häutung zurück.

Schlangen haben im Laufe der Evolution ihre Gliedmaßen verloren. Trotz ihrer unbeweglichen Erscheinung sind sie aber sehr wendig und flink. Je nach Lebensraum bedienen sich Schlangen unterschiedlicher Arten der Fortbewegung. Die häufigste Form ist das Schlängeln.

Schlangen ernähren sich fast ausschließlich von lebender Beute. Auf ihrem Speiseplan stehen große Insekten, Fische, Lurche, Eidechsen, Jungschlangen, Vögel und deren Gelege sowie kleine Nagetiere.

Die Zähne der Schlangen sind nicht zum Kauen gedacht, sondern dienen nur dem Festhalten der Beute oder - im Falle von Giftzähnen - der Injektion von Toxinen. Die beiden Kiefer sind mit elastischen Bändern verbunden. Deshalb können Schlangen das Maul extrem weit aufreißen und verschlingen das Beutetier als Ganzes.

Schlangen wenden hauptsächlich zwei Jagdmethoden an: das Auflauern und das Erjagen. Beim Auflauern setzen Giftschlangen einen tödlichen Biss und folgen nach einiger Zeit der Duftspur des inzwischen verendeten Tieres. Beim Erjagen verfolgen die Nattern die lebende Beute und erdrosseln sie. Schlangen bilden ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Greifvögel, große Stelzvögel, Katzen, Igel, Marder, Wiesel und Iltis jagen nach Schlangen. Wie sooft ist aber der Mensch der größte Feind. Er tötet sie oder zerstört ihre Lebensräume.

Während der Paarungszeit nehmen Schlangen keine Nahrung zu sich. Die Weibchen sondern bei ihrer Fortbewegung Botenstoffe ab, denen die Männchen mittels ihres Geruchssinnes folgen. Schlangen kämpfen in Scheinkämpfen, den so genannten "Kommentkämpfen", um die Weibchen.

Der Begattungsakt kann sich über Stunden hinziehen. Das Begattungsorgan der männlichen Schlangen ist ein paariger Hemipenis. Der Hemipenis ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Während die meisten Schlangen Eier legen, sind die drei einheimischen Giftschlangen und die Schlingnatter lebend gebärend. Die Eier werden an Orten mit konstant warmer Temperatur und Feuchtigkeit abgelegt, z.B. in Komposthaufen.

Am Morgen legen sich die Schlangen zum Aufwärmen in die Sonne. In der Mittagshitze verkriechen sie sich gerne unter Steinen oder Büschen, um eine Überhitzung zu vermeiden. Im Herbst suchen sie sich im Erdboden oder in geschützten Felsspalten, Ställen und Schuppen einen Platz, wo sie mit herabgesetzter Lebensaktivität bis zum Frühjahr ausharren.

Der Buchstabe "S" steht sowohl wegen seiner Form, als auch wegen des Zischlautes als Symbol für die Schlange. Ob die Schlange Fruchtbarkeit oder Sünde, Heilung oder Tod, Licht oder Finsternis symbolisiert,in allen Kulturen hat sie einen bedeutenden Stellenwert. Sie ist Zeichen unseres Misstrauens, unserer Urangst, aber auch unserer Bewunderung für dieses wunderbare Geschöpf. Der Äskulapstab ist ein von einer Schlange umwundener Stab und bis heute das Symbol des ärztlichen- und pharmazeutischen Standes.

Achtung Giftschlange!

Schlangen erscheinen vielen Menschen deshalb so unheimlich, weil manche Arten Giftdrüsen und Giftzähne besitzen. Wirklich giftig sind in Südtirol nur drei Schlangenarten.

Das Gift dient den Schlangen zum Töten der Beute, zur Verdauung und zur Verteidigung gegen Feinde. Das Gift wird in den Giftdrüsen produziert und steht über ein Kanal mit den Giftzähnen im Oberkiefer in Verbindung. Alle drei einheimischen Arten haben vorderständige Röhrengiftzähne.

Öffnet eine Viper ihr Maul, richten sich die hohlen Giftzähne auf und das von eigenen Drüsen produzierte Sekret wird beim Biss in die Beute gespritzt. Giftschlangen verfügen über Reservegiftzähne, die bei Beschädigungen der Ersten einsatzbereit sind. Bei der Ruhestellung sind die Giftzähne nach hinten gebogen. Giftzähne hinterlassen zwei deutliche Einstiche, harmlose Natternbisse hingegen einen Abdruck des Kieferbogens.

Was tun wenn man von einer Giftschlange gebissen wird?

Den Betroffenen beruhigen, die Bissstelle nicht abbinden sondern ähnlich wie bei einem Bruch einen Druckverband anlegen, ausreichend Wasser verabreichen, den nächsten Arzt aufsuchen.und diesen über den Ort und die Zeit des Bisses informieren sowie eine Beschreibung der Schlange geben.